Geh aus, mein Herz, und suche Freud
in dieser lieben Sommerzeit
an deines Gottes Gaben;
schau an der schönen Gärten Zier
und siehe, wie sie mir und dir
sich ausgeschmücket haben,
sich ausgeschmücket haben.
Paul Gerhardt 1656, (1607 - 1676) ,
nach dem dreißigjährigen Krieg geschrieben
Weitere Erläuterungen zusammengestellt von Ortsheimatpfleger Gerhard Henneke Weihnachten 2018.
Lage nach Straßenbezeichnung: Söbberinghoff 1, Erwitte.
Geographische Lage nach Google Earth:51°35'20.73'' N 8°19'53.77 O
Höhe über N.N. ca. 136 Meter
Allgemeines, Programmablauf der Restaurierung, Finanzierung und Quellennachweis klicke hier
Der Bildstock liegt unmittelbar südlich an der befestigten Zufahrt zum Gut "Söbberinghoff" und kann angefasst werden. Die Höhe und Breite betragen: 2,50 x 0,90 m.
Der Bildstock steht nicht unter Denkmalschutz, soll aber restauriert werden.
Die von der Gemeinde Anröchte in den Jahren nach 1980 eingesetzte Kommission zur Erfassung aller denkmalwürdigen Bauwerke schreibt folgendes:
Den im spätbarocken Stil geschaffenen Bildstock errichtete das Ehepaar Peter und Elisabeth Schulte, Besitzer des anliegenden Söbberinghofes, im Jahr 1704 weit östlich des Gutshofes am sogen. Erwitter Feldweg in der Feldflur "Bei der Predigerlinde".
Die Stifterinschrift auf der Rückseite des Sockels lautet:
AD MAIORUM DEI GLORIAM
ET B[EATAE] M[ARIAE] VIRGINIS HONOREM
HONESTUS ET PROVIDUS PETRUS
SCHULTE ET VIRTUOSA ELISABETH
SCHULTE CONIUGES IN SOBBE-
RINGHOVE PONTI CURAVERUNT
ANNO 1704
(= Zum höheren Ruhm Gottes und zu Ehren der seligen Jungfrau Maria haben dies der angesehene und fürsorgliche Peter Schulte und die tüchtige Elisabeth Schulte, Eheleute auf dem Söbberinghof, am Feldweg errichten lassen im Jahr 1704.)
Der Bildstock stand zunächst in freier Feldflur unmittelbar neben einer Linde: Vermutlich ein alter gemeinsamer Andachts- und Stationsort für die beiden Kirchengemeinden Erwitte und Anröchte im Rahmen der bis kurz nach 1900 abgehaltenen Markusprozessionen (25. April). Diese stellten von alters her ausgedehnte religiöse Bittgänge um die jeweiligen Gemarkungsgrenzen der Ortschaften dar.
Ein späterer Nachfolgebesitzer des Söbberinghofes hat das Denkmal dann nach Aufgabe der Markusprozessionen in den Jahren vor dem I. Weltkrieg aus ackerwirtschaftlichen Gründen ca. 100 m weiter nach Osten versetzt an die Grenze zum benachbarten Flurbereich des Domhofes (ehem. Gehöft südöstlich v. Erwitte) und in diesem Rahmen auch die für die Feldflur namengebende, ca. 200jährige "Predigerlinde" entfernt.
Der Söbberinghoff wird erstmals 1290 als Erwerbung hoff to Subberinghusen des Zisterzienserinnenklosters Benninghausen erwähnt, welches das Gut gegen festgelegte Abgaben verpachtete. Die Besitzer des Haupthofes der Siedlung werden in den klösterlichen Einnahmelisten üblicherweise stets als "Schulte" tituliert und lassen sich unter dieser Bezeichnung auf dem Söbberinghoff von 1501 bis 1780 nachweisen. Seit 1935 befindet sich das Gut im Eigentum der Familie Springorum, die den Bildstock schließlich anlässlich des Baues der A 44 in den 1970er Jahren aus Sicherungsgründen aus der abgelegenen Feldflur an die Zufahrt zu ihrem Gehöft versetzte u. die Nische wieder mit einem neuen Gitter versah.
Nachfolgend lesen Sie eine Abschrift aus dem Buch des Diethelm Schultze, Seite 63 u. 64:
Am Erwitter Feldweg, in der Feldflur "Bei der Prekerlinde", steht dieses Heiligenhäuschen (Abb. Nr. 54). Es ist 2,27 cm hoch, 122 cm breit und 94 cm tief. Der Innenraum war früher vergittert.
Die Inschrift (Ab.N. 55) lautet:
AD MAJOREM DEI GLORIAM
ET B.M. VIRGINIS HONOREM
HONESTUS ET PROVIDUS PETRUS
SCHULTE ET VIRTUOSA ELISABETH
SCHULTE CONIUGES IN ......................
....................unleserlich........................
Jahreszahl ebenfalls unleserlich, vermutlich aber 1704
Nach der Überlieferung ist folgendes bekannt: Das Heiligenhäuschen steht an der früheren Grenze zwischen Domhof und Söbberinghof, gehörte aber damals zum Domhof. Es wurde vom Domhof, der von Ordensleuten bewohnt war, als Dank für gute Ernten errichtet. Einmal im Jahr, kurz nach der Ernte, kamen die Erwitter, Westernkötter und Anröchter in einer Prozession zu diesem Heiligenhäuschen und danktem dem Herrgott für die Ernte. Die Westernkötter wurden eingeladen, weil sie den Domhof mit Wasser versorgten. Ein Geistlicher vom Domhof hielt die Dankpredigt. Bis kurz vor dem ersten Weltkrieg stand hinter dem Heiligenhäuschen eine mächtige Linde, davon trägt die Feldflur bis auf den heutigen Tag den Namen "Bei der Prekerlinde".
Lippstädter Heimatblätter 17. Jg. (1935) S. 55
Bömer, Ferdinand, Haus Söbberinghof im Wandel der Zeiten, in:
A.a.O. 37. Jg. (1956), S. 110-112
Schultze, Diethelm, Eine Darstellung der Anröchter Wegekreuze u. Heiligenhäuschen u. ihre didaktische Eingliederung in den Unterricht an Grundschulen, Anröchte 1966 (Maschinenschrift), S. 63f
Juckenhöfel, Elisabeth u.a., Bildstöcke in Geschichte u. Brauchtum unserer Gemeinde, Anröchte 1984, S. 81f
Anmerkung: Die zu Anfang dieses Textes vollständig dargestellte Inschrift ist auch jetzt an der Rückseite zu lesen. Vor der Umsetzung des Bildstockes zur Zufahrt des Söbberinghofes stand der Bildstock weiter östlich und ist vermutlich beim Bau der Bundesautobahn in den Jahren nach 1970 durch Baufahrzeuge beschädigt worden.
Bei der anschließenden Restaurierung und Versetzung zum Hof haben die Hofeigentümer Dirk und Petra Springorum - im Besitz alter Unterlagen - den Text an der Rückseite wieder vollständig einmeißeln lassen.
Diethelm Schultze hat seine Feststellungen im Jahre 1966 gemacht und ist dabei noch am alten Standort auf die verwitterte und unleserliche Rückseite des Bildstockes gestoßen. In seinem Buch Seite 63+64 gibt es Fotos des alten Zustandes.