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Bildstock

der Familie Dörfer


Im festen Glauben
immer einen treuen
unsichtbaren Begleiter
an deiner Seite zu haben,
wirst du deine Hoffnung
nie verlieren.

Mathilde von der Au


Weitere Erläuterungen zusammengestellt von Ortsheimatpfleger Gerhard Henneke
Weihnachten 2019

Lage nach Straßenbezeichnung: Marktstraße 25
Geographische Lage nach Google Earth: 51°31'28.27'' Nord, 8°21'31.50''
Höhe ü.N.N. ca.271 m

Allgemeines, Programmablauf der Restaurierung, Finanzierung und Quellennachweis klicke hier

Sie stehen vor einem der markanten Bildstöcke in Effeln mit 2,15 m Höhe und 1,10 m Breite
Der Bildstock ist geziert mit mehreren Details und zeugt von hohem bildhauerischen Können.
Im Tabernakel finden Sie ein Relief mit der Darstellung der Gefangennahme Jesu. Beiderseits des Gottesohnes erkennen Sie Soldaten, die Jesus gefangen genommen haben und abführen. An der Vorderseite des Sockels ist ein ein Relief gemeißelt, in dem Maria den Sohn Jesus auf ihren Knien trägt; die Abbildung der Pieta. Zu beiden Seiten des Tabernakels an der Vorderseite sowie oben sehen Sie zunächst die Muschel, das Wegzeichen der Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostella dargestellt, darunter finden Sie in Stein gemeißelt die Darstellung von Obst, wie Äpfel , Birnen, und auch Blumen. Die Giebelscheibe ist mit blattartigen Ornamenten geziert.
Seitlich hinten stehen 2 Dorflinden, "Tilia cordata" mit einem Durchmesser von etwa 50 cm. Im Bodenbereich rund um den Bildstock ist die Fläche mit dunklem Naturstein-Kleinpflaster befestigt, alles ebenerdig zum Gehweg.
Der Bildstock steht unter Denkmalschutz und ist von der Fa. Berghoff aus Rüthen restauriert worden.
Die großen Bildstöcke in Effeln sind, wenn man die Bildstöcke der anderen Orte in der Gemeinde kennt, andersartig.

Lesen Sie dazu den nachfolgenden Artikel.

Wenn Sie vor diesem Bildstock stehen und bereits einige andere solcher religionsgeschichtlichen Denkmale in den übrigen Ortschaften der Gemeinde Anröchte betrachtet haben, dann wird Ihnen sicher auffallen, dass sich dieses volksfromme Wegemonument - wie noch einige andere in Effeln- auffallend deutlich von den bisher gesehenen unterscheidet: Sei es hinsichtlich des Gesteins und auch wegen ihrer äußeren Erscheinungsformen in Struktur, Stil und Ornamentik.
Vor allem hat hier als Material vorwiegend der Grünsandstein aus den Brüchen in der Nähe der Stadt Rüthen bei der Gestaltung dieser volksreligiösen Wegemale in Effeln Verwendung gefunden.
Dazu sei erklärend gesagt, dass das Dorf Effeln bis zur kommunalen Neugliederung im Jahr 1975 verwaltungs- und wirtschaftsgeschichtlich über viele Jahrhunderte eng mit der Stadt Rüthen und dem umgebenden gleichnamigen Gogerichtsbezirk verbunden war. Das bedeutete z.B., dass nach einer Verordnung des kurfürstlich-kölnischen Landesherrn von 1657 für die Dörfer des Gogerichts Rüthen auch die Einwohner von Effeln verpflichtet wurden, ihren Waren- u. Güterbedarf vornehmlich in der Stadt Rüthen zu decken, um die städtische Wirtschafts- u. Steuerkraft nach dem Niedergang im Dreißigjährigen Krieg (1618-48) wieder zu stärken.
In den Jahren nach Ende des großen Krieges kam es aber auch zu einer rasch zunehmenden Blüte des bau- und kunstfreudigen Barockstils im westfälischen Raum. Die Neuerrichtung und Ausgestaltung von Kirchen, Schlössern, Klostergebäuden und Rathäusern sowie die Schaffung kunstvoller Skulpturen weckten alsbald das große Interesse von Baumeistern und Bildhauern am Rüthener Grünsandstein - von der Gewinnung über die Verarbeitung bis zur Vermarktung. Seine spezifischen Eigenschaften, frisch gebrochen besonders leicht für das Schaffen von Steinhauern bzw. Steinmetzen verwendbar zu sein und zudem an der Luft in kurzer Zeit dann witterungsresistent zu härten, machten ihn zum idealen Werkstoff und Bearbeitungsobjekt auf allen Sektoren der expandierenden neuen Baustilkonjunktur. So erlangte der Rüthener Stein alsbald überregionale Bekanntheit und die Stadt wurde zum nachhaltigen Anziehungspunkt, ja sogar über 100 Jahre zu einem westfälischen Steinkunstzentrum für Baumeister, Steinhauer und Steinmetze, die sich hier in zunehmender Zahl beruflich niederließen. Dabei kamen viele von ihnen aus den südlichen Regionen des Reichsgebiets oder aus dem Ausland, so z.B. aus Bayern, der Pfalz, aus dem Stift Trier oder gar aus Tirol, Böhmen und Italien. Sie brachten bereits Kenntnisse und Erfahrungen zum Barockstil mit, der sich schon viele Jahrzehnte zuvor von Süden nach Norden in Mitteleuropa ausgebreitet hatte und bald gesamteuropäische sowie epochale Bedeutung erhalten sollte. Auch die Gestaltung von Bildstöcken, die nach dem verheerenden Glaubenskrieg einer neuen Volksfrömmigkeit von Bürgern und Bauern in Westfalen vielfachen Ausdruck verliehen, fand in barocken Ausformungen ähnlicher Objekte im Süden seine frühen Vorbilder. Die von dort nach Rüthen zuwandernden Steinmetze nutzten deshalb nun auch ihre barocken Stilerfahrungen bei der örtlichen Schaffung von Bildstöcken. Sie fanden offensichtlich gerade in Effeln aufgrund der dargestellten Gegebenheiten eine Kundschaft, welche sich dieser bislang unbekannten Art der Bildstockgestaltung gegenüber aufgeschlossen zeigte. Vermutlich verstanden es die Effelner Auftraggeber aber auch, die Konkurrenzsituation zum nah gelegenen Anröchter Steinhandwerk, wie auch zwischen den zahlreichen Bearbeitern des Rüthener Grünsandsteins selbst, für ihre Vorhaben und -last but not least- ihre Preisverhandlungen mit bäuerlicher Raffinesse zu nutzen.
Gerade die ausgefallenen barocken Erscheinungsformen der Effelner Bildstöcke, deren unbekannte Rüthener Meister ihren Arbeitsstil aus dem Süden nach Westfalen importierten, sind aber überdies bleibende eindrucksvolle Belege für die gelungene historische Integration, Akzeptanz und Harmonie neuer, zugewanderter Kunst- und Kulturformen im allgemeinen Volksbewusstsein.
Quelle: Henneböle, Eberhard; Baumeister, Steinhauer, Bildschnitzer und Maler in Rüthen nach dem 30jährigen Kriege bis um 1750 - Rüthen als Bauzentrum, Lippstadt 1974 (Beiträge zur Heimatkunde des Landkreises Lippstadt, Heft 5)

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