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Kreuz

der Familie Hesse


Ehrfurcht

Wenn ich das Wunder des Sonnenuntergangs
oder die Schönheit des Mondes bewundere,
so weitet sich meine Seele in der Ehrfurcht
vor dem Schöpfer.

Mahatma Gandhi


Weitere Erläuterungen zusammengestellt von Ortsheimatpfleger Gerhard Henneke
Weihnachten 2019
Lage nach Straßenbezeichnung: Luziastraße 5
Geographische Lage nach Google Earth: 51°33'25.82'' N 8°16'15.23'' O
Höhe ü.N.N. 183 m

Allgemeines, Programmablauf der Restaurierung, Finanzierung und Quellennachweis klicke hier

Das Kreuz steht unter Denkmalschutz, ist aber nun von der Fa. Nüthen aus Bad Lippspringe restauriert worden.

Die Eheleute Franz und Waltraud Hesse haben das Grundstück mit Kreuz im Jahr 1997 von Andrea Salnius geb. Wilms gekauft. Frau Salnius ist die Tochter der Mathilde Wilms, geb. Schmitz, die im nebenstehenden Anwesen mit der ehemaligen Schmiede aufgewachsen ist und später nach Welver gezogen ist.

Sie stehen vor einem aus Eisen selbst geschmiedeten Kreuz. Etwa 40 m weiter östlich dürfte das Werkstattgebäude - die alte Schmiede - stehen, in dem das schöne Kreuz in der Form eines Kleeblattkreuzes geschmiedet wurde.
Alle Eisenteile sind in schwarz gehalten und der Corpus in grau. Die Inschriften oder besser gesagt, die Schriften sind in erhabener Schrift auf das Kreuz auf geschmiedet.

Man kann wohl sagen, dass sich der Erbauer des Kreuzes sehr viel Arbeit gemacht hat mit den vielen Schmuckelementen, wie man es weit und breit in dieser Region nicht sieht.
Bekannt ist, daß die jungen Schmiedegesellen auf Wanderschaft gingen bis in die süddeutschen Räume nahe der Grenze zu Österreich. Sind hier Ähnlichkeiten mit Kreuzen aus dem süddeutschen Raum zu erkennen?

Ganz oben ist die INRI Fahne zu sehen: INRI

INRI oder auch J.N.R.J. sind die Initialen für den lateinischen Satz:
Jesus Nazarenus Rex Iudaeorum. (auch Jesus Nazarenus Rex Judaeorum)
Jesus von Nazareth, König der Juden.

Auf dem oberen Querbalken ist zu lesen: Opfere Gott Dank und bezahle
dem höchsten deine Gelübde
PS. 50, 14

Auf dem steinernen Sockel ist eingemeißelt: Jesaja - 1. Kap. Vers 2 bis 7 Jeremia 6. Kap. Vers. 19
Es überkommt mich ein Schaudern, wenn ich diese nachfolgend gemeinten Zeilen lese:
Jesaja - Kapitel 1
Gottes Anklage gegen das abtrünnige Volk
1 Dies ist die Geschichte Jesajas, des Sohnes des Amoz, welches er sah von Juda und Jerusalem zur Zeit Usias, Jothams, des Ahas und Hiskia, der Könige Judas. 2 Höret, ihr Himmel! und Erde, nimm zu Ohren! denn der HERR redet: Ich habe Kinder auferzogen und erhöht, und sie sind von mir abgefallen. (5. Mose 32.1) (5. Mose 32.5-6) 3 Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt's nicht, und mein Volk vernimmt's nicht.
4 O weh des sündigen Volks, des Volks von großer Missetat, des boshaften Samens, der verderbten Kinder, die den HERRN verlassen, den Heiligen in Israel lästern, zurückweichen! 5 Was soll man weiter euch schlagen, so ihr des Abweichens nur desto mehr macht? Das ganze Haupt ist krank, das ganze Herz ist matt. (Jeremia 2.20) (Hesekiel 21.18) 6 Von der Fußsohle bis aufs Haupt ist nichts Gesundes an ihm, sondern Wunden und Striemen und Eiterbeulen, die nicht geheftet noch verbunden noch mit Öl gelindert sind. (5. Mose 28.25)
7 Euer Land ist wüst, eure Städte sind mit Feuer verbrannt; Fremde verzehren eure Äcker vor euren Augen, und es ist wüst wie das, so durch Fremde verheert ist.
6. Kapitel, Vers. 19
Wollt ihr mir gehorchen, so sollt ihr des Landes Gut genießen.

Was mag sich der Errichter des Kreuzes gedacht haben bei der Auswahl dieser Zeilen? Hängt es mit der Geschichte zusammen, die mündlich überliefert wurde?
Man erzählt sich im Dorf folgende Beweggründe zur Errichtung des Kreuzes.
Der Schmied des Dorfes sei zeitlebens immer sehr grob zu seiner Ehefrau gewesen. Als eines Tages seine 2 erwachsenen Söhne mit ihm in Streit gerieten, habe es eine dermaßen große Keilerei gegeben, dass der Vater an deren Folgen 3 Tage später starb. In tiefem Schmerz habe die Witwe dann das Kreuz errichten lassen von ihrem 2. Ehemann Th. Meinolf. Dies geschah im Jahre 1881.
Dazu erzählte mir der inzwischen 86-jährige Herr Heinrich Salm Breite Strasse 8, er habe bei der Versetzung des Kreuzes im Zusammenhang mit dem Ausbau der Luziastrasse dem früheren Eigentümer Gerd Schmitz geholfen. Nach seinem damaligen Kenntnisstand sei im Dorf immer gesagt worden, unter dem Kreuz liege das Gebiss des von seinen Söhnen verprügelten 1. Ehe-mannes der Franziska Meinolf.
Tatsächlich hat Herr Salm in einem Glas das Gebiss gefunden und es Herrn Gerd Schmitz zur Aufbewahrung überreicht. Leider ist das Glas mit Gebiss verloren gegangen, wahrscheinlich auch als Folge des mehrfachen Eigentumswechsels der alten Schmiede.
Liest man die vergangenen Zeilen, lässt sich eine Verbindung zu den Jeremias-Briefen andenken.
Es gibt noch eine ergänzende Begebenheit:
Fransika Meinolf geb. Killing ist bei der Geburt ihres 3. Kindes gestorben. Ihr 2. Ehemann hat dann in tiefem Schmerz um seine geliebte Frau, die aus seinem Empfinden in der Blüte Ihres Lebens verstorben ist, eine Rose mit einem Stiel geschmiedet, die sich von hinten über den Querbalken des Kreuzes rankte. Ich habe der Schwester des Gerd Schmitz, Frau Mathilde Wilms, geb. Schmitz versprechen müssen, als sie sehr krank war, die Rose wieder anzubringen. Meine Bemühungen, dort am Kreuz wieder eine Rose anzubringen, haben Erfolg gehabt, wie man sehen kann.

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