Geisterhaft präsentierte sich die bei eisigem Frost gut geheizte Schützenhalle den Besuchern, die sie bis auf den letzten Platz füllten, um das Programm des Mellricher Carnevals-Clubs mitzuerleben unter dem Motto:
"Habt Angst, ihr Narren, und gebt acht,
beim MCC ist Horrornacht!"
Begleitet von schauriger Musik und seltsamen Geräuschen machte sich das Hochzeitspaar Heike und Jochen Grae-Budde auf den Weg ins Verderben. Der nordsüdrumänische Oberförster Carsten Riekötter wies ihnen den Weg dorthin, wobei er sein Lieblingslied auf der solarbetriebenen Hammond-Orgel nicht unterbrach. Einlass in das böse knarrende Tor zum Schloss des Grauens gewährte ihnen unter gellendem Hohngelächter der Butler Piet Süggeler, und als sich das Tor quietschend schloss, verhießen markerschütternde Schmerzensschreie nichts Gutes.
Auf der Bühne, die ganz in einem hellen, freundlichen Schwarz gestaltet war, führte Präsident Michael Sehrbrock als Graf Dracula durchs Programm, wobei ihm der schon erwähnte Förster und der Sensenmann Frank Reimann assistierten.
Geprägt war das Programm überwiegend von Tanzgruppen. Als erste wirbelte "Black Hat" (ohne s) über die Bühne und erhielt den verdienten Beifall. Die Damengarde MüSiWa legte zunächst in traditionellen Tanzmariechen-Kostümen einen Gardetanz aufs Parkett, um später in flippigen Punk-Kostümen und -frisuren zu beweisen, dass sie auch andere Stilrichtungen beherrschen.
Einen Höhepunkt bildeten die "Fascinating Drums", deren Trommelwirbel in verwirrendem Wechsel die Trommeln der Nachbarn mit einbezogen.
Die Damengarde Drewer entführte die Narrenschar nach Paris ins Moulin Rouge zum Can-Can. Ihre Beine faszinierten das Publikum so wie später die der "Russen", deren Schwarzlicht-Tanzshow Rätsel aufgab: Wie konnten die Tänzer mit beiden Beinen gleichzeitig nach vorn schwingen? Erst die volle Bühnenbeleuchtung enthüllte, dass sie jeweils ein Bein der Strumpfhosen mit den Nachbarn teilten.
Die MCC-Dance-Company führte die Rocky Horror Picture Show und den Thriller von Michael Jackson auf, wobei die Damen Jens Adamietz anhimmelten, der in Strapsen hinreißend aussah. Noch nie zuvor stand eine altersmäßig so gemischte Tanzgruppe auf der Bühne, teilweise Mütter mit ihren Töchtern. Sonst akzeptieren Tanzgruppen gewöhnlich nur Gleichaltrige, und die jüngeren Tänzerinnen gehen meist nach wenigen Jahren ihrer Wege, was das Ende der Gruppe bedeutet.
Eine faszinierende Schwarzlicht-Show boten die "Bühnenreiter", vor allem mit ihren langhalsigen Vogelfiguren.
Die Damengarde Belecke begeisterte mit einer Schlagershow aus verschiedenen Jahrzehnten, und beim Finale haute Sebastian Maseizik als Playback-Frontman in die Saiten. Ein gelungener Abend, der damit natürlich noch nicht zu Ende war.