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50 Jahre OV Belecke

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50-Jahr-Feier

Im Gespräch mit Fritz Kley DL9WV

OM Fritz Kley gehört zu den Gründungsmitgliedern des OV O03 Belecke. Er erinnert sich an die Zeit vor über 60 Jahren, als er seine ersten Kontakte  mit dem Amateurfunk hatte und an die Gründungsphase des OV Belecke.


Fritz, wann hat das bei dir mit dem Amateurfunk eigentlich angefangen?

DL9WV: Zu aller erst hat es angefangen 1936. Da bin ich zu einem Club  gegangen und habe gefragt, ob ich mitmachen kann. Dort nahm ich an einem Kurs teil, in dem die gesamte Elektrotechnik, angefangen beim Atommodell, vermittelt wurde. Danach sollte Morsen gelernt werden, was auch schon die ganze Zeit aus dem Zimmer nebenan herüber klang, wo andere Anfänger saßen. Dann habe ich mir die ersten Sender gebaut (etwas illegal), mit einer Röhre und mit einem Freund Morsezeichen übertragen. Danach gab es wegen Umzugs und anschließendem Soldat Sein erst einmal eine Pause. Aber direkt nach dem Krieg habe ich hier in Belecke wieder angefangen zu basteln.


Welche technischen Möglichkeiten gab es in diesen Anfangsjahren?


DL9WV: Damals in Rotterdam konnte man alles kaufen, was man brauchte.  Gebrauchte Röhren, Kondensatoren usw.. Auch Schaltbilder gab es, so dass man einiges zusammen bauen konnte, u. a. den 0V1. Das war das erste Gerät, was ich gebaut habe.

Es gab demnach keine fertigen Produkte, sondern der Selbstbau war gefordert?

DL9WV: Richtig. Es gab sicherlich auch fertige Geräte. Aber im Amateurbetrieb spielten die keine Rolle. In der Regel gab es nur Selbstbau.


Wann durfte man nach dem Krieg den Amateurfunk wieder betreiben?

DL9WV: Die Alliierten haben es, so glaube ich, 1948 wieder erlaubt. Angefangen haben die Bayern als Bayrischer Amateur Radio Club. Dort wollte ich schon Mitglied werden. Aber auf meine Anfrage wurde mir mitgeteilt, ich sollte noch ein wenig warten, weil die Gründung eines Clubs für Gesamtdeutschland unmittelbar bevor stände.
Ich habe mir dann in Belecke alte Wehrmachtsröhren und Ähnliches besorgt, und dann fing es wieder mit dem 0V1 an, und der wurde dann erweitert auf einen 0V2.

Trug der Amateurfunk, nachdem es nun wieder Lizenzen gab, dazu bei, die trennenden Gräben zwischen den Ländern nach dem Krieg zu überwinden?

DL9WV: Das war sehr unterschiedlich. Mit Engländern z.B. gab es überhaupt keine Probleme. Auf Anrufe gab es sofort Kontakte. Ansonsten habe ich es nur ein einziges Mal erlebt, dass ich von einer ausländischen Station angepöbelt wurde. Mit den osteuropäischen Staaten dagegen konnte man überhaupt nicht funken, d.h. die durften nicht. Ein schönes Beispiel: Ich hatte für DL1DE einen Sender gebaut, den wir ausprobieren wollten. Auf Anruf in CW kam nichts. Wir wussten aber, dass reichlich Russen auf dem Band waren. Also nahmen wir versuchshalber ein polnisches Call, und sie kamen wie ein Bienenschwarm. Wir nannten uns Iwan, gaben 73 und waren weg. Aber der Sender lief!


Gab es denn auch BCI- und TVI-Probleme?

DL9WV: BCI war sehr groß. Erst einmal die Radios. Es gab noch viele alte Geradeaus-Empfänger. Bei schlechten Antennen hörten die Signale, auch wenn sie über einen Kilometer entfernt waren. Ich bekam dann entsprechend Resonanz. Aber durch geeignete Maßnahmen konnte ich diese Störungen beseitigen.


Waren die Leute nicht misstrauisch, wenn große Antennengebilde entstanden?

DL9WV: Nein, gar nicht. Wo ich wohnte, sagte jemand nur: Da ist so ein Radiot. Ich hatte damals als Einspeisung eine Hühnerleiter. Auf die Frage von Nichtfunkern, was das wäre, antwortete mein kleiner Rainer: Da muss ich immer hoch, um die Antenne sauber zu machen.


Welche Gerätschaften hatte man als OM Anfang der 50er Jahre im Shack?

DL9WV: Hauptsächlich alte Militärgeräte, die billig zu haben waren und umgebaut wurden. Zum Teil nur einfach oder zweifach bequarzt. VFOs, die über das ganze Band gingen, kamen erst später.
Es gab auch von der Firma Görler Spulenkörper, die man bewickeln konnte. Dann gab es die Firma Hannes Bauer, über die man Baumaterialien beziehen konnte, und so hat man sich die Geräte immer noch selbst gebaut, auch die Sender. Bis dann die italienische Firma Geloso Geräte anbot. Und noch später, in den Sechzigern, kam Sommerkamp auf den Markt.
Zuerst gab es nur AM-Geräte, die man baute, und wo das Bauen noch schöner war als das QSO-Fahren.


Der Begriff Steckdosenamateur war demnach unbekannt.

DL9WV: Der war völlig unbekannt. Ich kannte keinen.


Gab es seitens der Behörden (Post) Überprüfungen der Stationen?

DL9WV: Ja, ich habe einmal eine Kontrolle gehabt. Ich bekam einen “blauen Brief” aus Darmstadt, weil ich 700 Hertz außerhalb des Bandes Betrieb gemacht hätte. Man schrieb damals auf, ob man selbst CQ gerufen hat oder auf einen Ruf geantwortet hat. In meinem Logbuch stand nun, dass ich auf ein CQ geantwortet hatte. Es handelte sich um das erste englische Militärgerät, das ich erworben hatte und das über keinen Eichquarz verfügte. Die Kontrollkommission kam im Winter und schleppte reichlich Schnee ins Haus. Sie brachten einen amerikanischen Messsender mit, das Genaueste, was es zur Zeit gab. Ich sollte an den Bandanfang auf 3500 kHz gehen. Ich hörte dann aus dem Kopfhörer des Prüfers, wie sich der Einstellungston auf Schwebungsnull bewegte, fragte: “Sind Sie fertig? Ich bin auf der Frequenz.” (Stimmte nicht ganz!) Und er: “Prima, Sie sind genau drauf!” Dieser Trick funktionierte auf allen Bändern. Als ich dachte, alles wäre vorüber, wollte noch einer meine PA sehen. Da war nun eine RS375 drin, die man gar nicht betreiben durfte. Nach einem Blick konnte ich den Einschub wieder schließen. Nur einer der Herren war praktizierender Funkamateur, der sofort erkannt hatte, was da in der Fassung steckte. Bei der Verabschiedung raunte er mir zu: “Sehen Sie aber zu, dass die Röhre ausgewechselt wird!” Das war’s.


Konnte man damals mit bescheidenen Mitteln Amateurfunker sein?

DL9WV: Wir hatten das große Glück, dass wir über die AEG vieles aus alten  Lagerbeständen billig erwerben konnten. Wir waren daher schon im Vorteil, weil wir aus dem Vollen schöpfen konnten.


Wie war es mit dem Einsatz der ganz neuen Entwicklungen? Ich denke z.B. an den Transistor.

DL9WV: Den ersten Transistorsender mit einem Watt Leistung habe ich zusammen mit Dr. Rath gebaut im Jahr 1960. Nur Hilfsgeräte zum Messen usw. wurden schon vorher mit Halbleitern betrieben. Aber Sender noch nicht.


Welche Betriebsarten wurden Anfang der 50er Jahre durchgeführt? Gab es nur Telegrafie?

DL9WV: Telegrafie oder AM. Andere gab es praktisch nicht.


Ab wann wurden die höher frequenten Bänder wie 2 m genutzt?

DL9WV: Bei uns so ab Mitte der 60er Jahre.

Ausschnitt aus dem Gründungsprotokoll vom 19.06.1951

Und Mobilbetrieb?

DL9WV: Das war noch später. Es gab Freaks, die komplette Kurzwellenstationen ins Auto stellten. Aber die, meist mit einem Quarz bestückten, selbstgebauten Mobilgeräte wurden erst Ende der 60er Jahre eingesetzt.


Wurden von Anfang an QSL-Karten verschickt?

DL9WV: Ja! Zuerst waren das selbstgefertigte, dann aber recht bald gedruckte. Ein OM hat dafür gesorgt, dass die AEG jedem OV-Mitglied 1000 Karten schenkte, natürlich mit entsprechendem Firmenemblem.


Wurden schon Konteste durchgeführt?

DL9WV: Nein. Es wurden wohl Fielddays gemacht, aber nicht in Form von Kontesten. Das gesellige Zusammensein spielte eher eine Rolle. Aber Betrieb wurde auch gemacht.


Nach den mehr persönlichen Erinnerungen zum OV O03. Wie viele lizensierte Funker gab es in Belecke Ende der vierziger Jahre?


DL9WV: Gar keine. Erst durch die AEG kamen einige Herren hierher, u.a. war das Hans Ludwig Rath. Er war der Erste, der in Belecke eine Station betrieb. Da ich mir schon einen Empfänger gebaut hatte, hörte ich ihn regelmäßig, wusste aber nicht, wo er saß. Durch Zufall erfuhr ich, dass er bei der AEG arbeitete, wo ich ihn dann im Labor aufsuchte. Er war hoch erfreut, einen Mitstreiter gefunden zu haben. Dann kam noch Herr Thedieck hinzu, beide brigens hervorragende Telegrafisten, die auf Militärerfahrung zurück greifen konnten. Sie boten mir an, mich zum Funkamateur auszubilden, und das haben sie innerhalb von drei Monaten geschafft.


Kann man sagen, dass die Gründung des Clubs eine Folge der gemeinsamen Zugehörigkeit zu einer Firma war?

DL9WV: Eigentlich ja. Es kamen dann noch zwei hinzu, nämlich OM Bährens und OM Michels (der mich übrigens letzte Woche angerufen hat und wissen wollte, wer von den Alten denn noch da sei). Wir waren also fünf, und das reichte aus, um einen Club zu gründen. Protokoll und Wahlzettel der Gründungsversammlung sind noch vorhanden (s. Bild). Ich war Kassierer und musste zusehen, dass der Jahresbeitrag von 5 DM eingezogen wurde.


Woraus bestanden die Aktivitäten des Clubs in den Anfangsjahren?

DL9WV: Am Vatertag wurde eine Fahrt unternommen. Es ging zur Hohensyburg. Dort war schon ein Sender aufgebaut, und rund herum trafen sich die Ortverbände, also Hagen, Iserlohn und wir. Einmal haben wir uns in Iserlohn getroffen, als dort das Deutschlandtreffen stattfand. Ungefähr 10 Jahre haben wir diese Ausflüge gemacht, später mit Kontestbetrieb.


Wie stand es mit dem Nachwuchs? O03 war immer ein recht kleiner OV.

DL9WV: Wir machten Ausbildungskurse, wobei verschiedene OM unterschiedliche Sachgebiete betreuten. Mein Teil war die Telegrafieausbildung. Später wurde die Ausbildung im Rahmen der VHS angeboten, hauptsächlich unter den OM Freuling und Köhne.


Was musste man Anfang der 50er Jahre können, um Funkamateur zu werden?

DL9WV: In Telegrafie Tempo 60; in der Theorie musste man wissen, wie z.B VFOs aufgebaut sind und bei der Prüfung sie auch aufzeichnen und erläutern können, Modulationsarten musste man kennen usw.
Ein Prüfungserlebnis aus Dortmund ist mir in Erinnerung geblieben. Einem Herrn aus Darmstadt war aufgefallen, dass alle Belecker und Hagener Kandidaten immer bestanden. Er tauchte dann bei einer Telegrafieprüfung auf und legte dem Prüfer einen eigenen Text vor, der gegeben werden sollte. Und auch seine eigene Stoppuhr sollte benutzt werden. OM Schmitz DL3PV fing an zu geben, wurde immer schneller und landete schließlich bei Tempo 120. Bis auf zwei gestandene Wehrmachtsfunker kam keiner mehr mit. Auf die Frage des Herrn aus Darmstadt, warum er denn so schnell geworden sei, meinte OM Schmitz, er hätte den Text bei einer Stoppuhrumdrehung sonst nicht komplett geschafft. Er wurde dann aufgeklärt, dass es sich um ein 30 Sekunden-Ziffernblatt handelte. Pech für die Prüflinge. Sie bekamen von dem Behördenherrn keine Wiederholungschance und  mussten nach 6 Wochen erneut antreten, um dann allerdings die Prüfung zu bestehen.


Wie wurden die Lizenzprüfungen abgenommen? Mit Fragebögen wie heute?

DL9WV: Nein, es gab nur mündliche Prüfungen. Fünf Prüfer haben abwechselnd gefragt.. Es wurden auch falsche Schaltbilder auf die Tafel gemalt, und man musste diese Bilder dann korrigieren.
Zwei Prüfungen haben wir hier in Belecke machen können. Das war durch Zusammenarbeit mit der AEG-Direktion möglich, die die Herren von der Post einlud zu einer Besichtigung und schönem Mittagessen.
Einer der Belecker Kandidaten war theoretisch schwach, was wir wussten. Einer unserer Physiker hat den Oberprüfer dann so lange in eine Fachdiskussion verwickelt, bis der erschrocken auf die Uhr schaute und auf die theoretische Prüfung des Kandidaten kurzerhand verzichtete. Ergebnis: Alle bestanden.

Theo Eilhard, Berthold Clasen, Hans Lohmann, Max Hausmann , Martin Freuling, Hubert Spanke, Karl-Heinz Krah, Franz-Willi Stockebrand, Reinhard Dittrich, Walter Franke, Herbert Seidelmann, Walter Giese, Fritz Kley

Es gab zu Anfang keinen Clubraum. Wo traf sich der OV?

DL9WV: Zuerst in einem Café in Belecke. Aber wir verzehrten zu wenig und redeten zu viel. Man legte uns nahe, sich wo anders zu treffen. Aber das Problem blieb. Und nachdem wir fünf Kneipen bedacht hatten, waren wir froh, die Möglichkeit im Haus Dassel nutzen zu können.
 

Lieber Fritz, vielen Dank für dieses Gespräch!
(Die Fragen stellte Peter Schürmann DL3DBQ)